Work. Save. Travel. Repeat.

Hallo meine Lieben,

ich sitze hier im Wohnzimmer über meinem Laptop, draußen regnet es mal wieder und trotzdem freue ich mich über den alltäglichen Ausblick auf den Skytower. Seit fast 3 Monaten lebe ich nun in Auckland, um Geld für weitere Reisen zu erwirtschaften.  Aber lasst mich erstmal berichten, wie es nach Fidschi weiterging. Nachdem Linda und ich wiedergekehrt sind, hat uns Bryce, den wir auf einer Wanderung kennengelernt hatten, für einige Wochen bei sich und seinen Eltern in Remuera (Auckland) aufgenommen.

In dieser Zeit haben Linda und ich eine schwere Entscheidung getroffen und mussten uns trennen. Linda wollte gerne auf die Südinsel zum Arbeiten und ich hatte die verlockende Chance Vollzeit als Model in Auckland zu arbeiten. Trotzdem wir uns beide sehr vermissen lief es arbeitstechnisch doch sehr gut. Linda hatte nach kurzer Zeit einen Job in einem Skiressort in Methven, neben dem Skigebiet Mt Hutt bekommen und arbeitet mittlerweile sogar oben auf dem Berg in einer Skihütte als Barista, wie auch schon damals in Thames. Mal davon abgesehen, dass die Gute für diese Jobs viel zu überqualifiziert ist, mit einem Bachelor in International Hotel Management und 4 Jahren Arbeitserfahrung in der Hotelerie, fühlt sie sich trotzdem sehr wohl und hat nun die Chance jeden Tag umsonst Skifahren zu gehen. Jackpot!

Aber nun zurück nach Auckland. Die Agentur bei der ich unter Vertrag bin (Uniquemanagement) hat sich wirklich alle Mühe gegeben mich für so viele Jobs wie möglich zu bewerben, sodass das Modeln zu meinem Vollzeitjob wurde. Ich habe zwischen 2-4 Jobs pro Woche und zusätzlich Castings, Fittings (Anproben) und s.g. Go Sees („Vorstellungsgespräch“ bei einem Fotografen, damit dieser einen kennenlernt und auf dem Schirm hat für potentielle Jobs). Natürlich könnte ich mehr arbeiten und würde es auch gerne, aber es steht und fällt nun mal mit der Arbeit der Agentur und den Kontakten, die man hat. Leider konnte ich auch keinen Zweitjob finden, der mit der Flexibilität, die einem beim Modeln abverlangt wird, vereinbar war. Es ist vollkommen normal abends um 22 Uhr noch eine Nachricht vom Agenten zu bekommen, dass man morgen früh um 6 Uhr einen Jobangebot hat. Es steht mir immer frei einem Job zu- oder abzusagen, allerdings kommt beim Modeln finanziell viel mehr rum, als bei jedem anderen Job. Demnach versucht man jeden möglichen Job mitzunehmen und seitdem meine Agentur weiß, dass ich Vollzeit zur Verfügung stehe, werden manche Jobs auch ohne Absprache bestätigt. Es ist ein verrückter Beruf und für mich auch ein wenig komisch darüber zu sprechen. Ich habe vor neun Jahren damit angefangen und es war immer nur ein Hobby neben Schule und Universität. Normalerweise habe ich Leuten davon nicht erzählt oder zumindest erst, wenn sie mich eine Weile kannten. Zum einen, weil ich nicht darauf reduziert werden möchte und zum anderen, weil Leute dann dazu tendieren mich als Konkurrenz zu sehen, neidisch sind, mich für blond und dumm halten oder anderen Blödsinn. Ich berichte lieber von meinen Reisen oder wie schön unkompliziert das Leben sein kann. Doch da das Modeln hier in Auckland mein Hauptberuf ist, bleibt mir nichts anderes übrig als auf die Frage „What are you doing for work?“ mit „I am working as a model“ zu antworten, wenn ich sie nicht anlügen möchte. Es fühlt sich komisch und befremdlich an und wird auch nicht besser, da als Reaktion meistens nur ein „Oh…“ oder „Yah you can do that“ kommt. Die Wenigsten haben mit dieser Berufsgruppe zu tun oder wissen überhaupt, dass man das tatsächlich als eine Profession bezeichnen kann. Wenn ich dann davon erzähle, dass ich in einer 50m² Wohnung mit 5 anderen Leuten wohne und auf dem Fussboden schlafe, verfliegt meistens das Bild der arroganten Tussi aus dem Kopf der Leute und ich werde wieder normal behandelt. Der Job macht mir sehr viel Spaß, auch wenn er manchmal echt anstrengend sein kann, z.B. Lookbook-Shootings für die Online-Shops, bei denen man hunderte von Teile an einem Tag anhat und die Posen auch eher semi-kreativ sind. Aber ansonsten sind die Jobs eigentlich alle sehr abwechslungsreich, ich komme an verrückte Orte (Luxussuiten in Hotels, Fernsehstudio, etc.) und der Markt hier in Neuseeland spielt mir in die Hände. Das heißt es gibt nicht viel Konkurrenz, die Agentur vermarktet mich als „internationales Model“, kann somit mehr verlangen und die Kunden (im Gegensatz zu Europa) treffen eine Vorauswahl bei den Mädels, die sie zum Casting einladen und somit ist die Wahrscheinlichkeit, den Job zu kriegen sehr viel höher. Leider muss ich mind. 2 Monate auf meine Bezahlung warten, was aber in der Branche ganz normal ist, zumindest habe ich die gleiche Erfahrung in Deutschland und auch Australien gemacht. Hier mal ein paar Impressionen von meiner Arbeit:

Diese Woche ist Fashionweek in Auckland. Seit dem großen Fashionweek-Casting vor 3 Wochen, bei dem alle Models vor allen Designern gelaufen sind (eine riesige Fleischbeschauung), sind irgendwie alle am durchdrehen. Die Agentur ist kaum noch zu erreichen und die Designer buchen so viele Models wie möglich als Option damit „die Guten“ nicht für andere Shows gebucht werden können. Ich selber laufe diese Woche auf 7 verschiedenen Shows mit und hatte am Mittwoch schon mal das Vergnügen. Es ist der reinste Wahnsinn. Man kann sich Backstage noch nicht einmal die Nase putzen ohne das einem irgendeine Linse ins Gesicht gehalten wird. Alles ist voll mit Fotografen und Redakteuren. Und oh wehe dem, wenn das Makeup fertig ist, die Haare sitzen und du im ersten Outfit steckst. Hier ein Foto, da ein Foto, jetzt nochmal kurz nach rechts schauen und noch ein Bild mit dem Designer. Ich hatte zwischendurch Situationen wo eine Dame sich um die Makellosigkeit der Beine gekümmert hat, 3!!!!! Makeup-Artist sich gleichzeitig an meinem Gesicht ausgetobt haben, ich einen Reflektor in die Hand gedrückt bekommen habe und 3 Fotografen das ganze festgehalten haben. Fashionweek-Madness! Es ist wirklich sehr intensiv und ich könnte es nicht jeden Tag haben.

Wen es interessiert kann sich auch gerne die NZ Weddings Magazine Show (Minute 4.55/22.30) oder die Tanya Carlson Show (Minute 3.50/10.50) hier ansehen: https://nzfashionweek.com/watch-2017-shows

Und mehr von meiner Arbeit findet Ihr hier: https://www.instagram.com/gina_susan/

Aber nun genug von der Arbeit. Nachdem Linda auf die Südinsel gezogen ist, bin ich nochmal ganz spontan für eine Woche nach Malaysia geflogen und habe dort einen guten Freund aus der Heimat getroffen. Leider hatten wir gerade mal 5 Tage, wovon wir die Hälfte in Kuala Lumpur und die andere Hälfte auf Redang verbracht haben. Ich kann also nicht wirklich behaupten Malaysia bereist zu haben. Aber dort komme ich ja so oder so nochmal vorbei ;), deswegen hier nur ein paar wenige Impressionen der fünf Tage:

Nach diesem Kurztrip habe ich mir eine neue Bleibe in Auckland gesucht. Paul (Lindas ehemaliger Kommilitone), Marlene, Karla, Payam (alle ebenfalls aus Deutschland) und Parthey aus Indien haben mich in ihrer gerade mal 50m² großen Wohnung aufgenommen. Zweieinhalb Monate habe auf dem Fussboden geschlafen und nur $50 pro Woche gezahlt (Im Vergleich zu normalerweise $150-250/Woche extrem wenig). Privatsphäre gab es natürlich nicht wirklich, aber ich habe mich bei den 5 so wohl gefühlt und wir haben uns so gut verstanden, dass einstimmig entschieden wurde ich solle doch bleiben. Die kleine Wohnung mit Blick auf den Skytower ist perfekt gelegen auf der Upper Queenstreet, direkt neben der hippen Karangahape Road mit Cafés und Bars und nur 10 Minuten zu Fuß vom absoluten Stadtzentrum entfernt. Zu den verschieden Modeljobs konnte ich somit meistens laufen und habe mein Auto so gut wie garnicht mehr gebraucht. Die Freizeit wurde gut genutzt, um Auckland und Umgebung zu erkunden. Am Wochenende ging es meistens gemeinschaftlich feiern oder es wurde sich daheim das ein oder andere Glas beim Kings Cup spielen gegönnt. Obwohl ich Auckland erst sehr skeptisch gegenüber stand (vor allem aufgrund des unstetigen Wetters und dem fürchterlichen Verkehr) habe ich die Metropole sehr ins Herz geschlossen, was  wahrscheinlich hauptsächlich an dem großartigen WG-Leben liegt.

 

So nun zu guter Letzt (nach diesem viel zu langen Blogeintrag) noch ein kleiner Ausblick. 10 Monate hat mich Neuseeland so sehr verzaubert, doch das Fernweh sitzt wie ein Schalk im Nacken und ich habe meine Taschen gepackt. Jetzt wo ich nun endlich diesen Eintrag fertig schreibe sitze ich bereits auf den Philippinen und bin in einer ganz anderen Welt. Meine Pläne hatten sich in den letzten Monaten tausend mal geändert, doch letztendlich habe ich entschieden durch Südostasien zu reisen. Was genau ich hier treibe, erzähle ich im nächsten Beitrag 🙂

In diesem Sinne, bis dahin, haltet die Ohren steiff!

Eure Gina

 

4 Gedanken zu „Work. Save. Travel. Repeat.

  1. Guten Morgen Gina- hier ist dein Cousin Christoph aus Berlin, ich danke Dir für Deine schönen Reisberichte. Ich habe mir Deinen Blog gerade mit meinem Personal durchgelesen und jetzt bin ich wieder urlaubsreif!
    Ich wollte Dir nur mal sagen das Du alles richtig machst und ich Dir sehr neide. Bin nähmlich grosser Australienfan (1xJahr bin ich da) und kann das FErnweh gut verstehen. War sogar schon kurz vorm auswandern….
    Dir liebe Gina eine tolle Zeit. UNd wenn Du dauerhaft Down under bleibst, dann werde ich Dich auf jeden Fall besuch
    Gruß und Bussi-Christoph

    • Hallo lieber Christoph, schön von dir zu hören, wir haben uns ja Jahrhunderte nicht mehr gesehen. Ein bisschen werde ich noch auf Reisen sein, genaue Pläne gibt es aber noch nicht. Hoffe wir sehen uns bald mal wieder. Fühl dich ganz lieb gegrüt

  2. Hallo Gina,
    vielen Dank für diesen erneut spannenden Beitrag, den wir gerade am verregneten Einheitsfeiertag-Nachmittag genossen haben.
    Freuen uns schon auf Deine neuen Erlebnisse!
    LG aus Coburg!
    Carolin und Groschen

    • Es freut mich zu hören, dass ihr meine Beiträge verfolgt. Sitze schon am nächsten Eintrag über die Philippinen 🙂
      Fühlt euch ganz lieb gegrüßt.

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